Was ich hier schreibe entspricht meinen persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen. Ich habe Beziehungen (oder besser gesagt die Ebenen, auf der Beziehungen geführt werden können) in 3 unterschiedliche Stadien unterteilt, damit das Modell, das dahinter steht besser verständlich wird.
Verführungsliteratur erzählt dir etwas darüber, wie du dich begehrenswerter für Frauen machst. Wie du der Preis wirst und beeindruckst – männlich wirkst (oder bist?) – Stärke ausstrahlst. Kurzum – wie du den Fisch Frau (oder Mann) ins Netz bekommst.
Doch dann? PU lässt dich ab hier allein. Denn alles, was beim Game selbst vielleicht angebracht ist, bekommt eine andere Bedeutung in einer LTR. Selbst die witzigsten Tricks, Opener, Routinen und Techniken oder was auch immer haben nur eine sehr kurze Halbwertszeit und ihre Einmaligkeit, ihr Charme und Originalität sind in dem Moment vorbei, in dem du sie das erste mal verwendet hast (oder überrascht du deine LTR-Partnerin täglich mit der Erdbeerwiese? :D) Dann kann ich nur sagen – und täglich grüßt das Murmeltier!
Jetzt beginnt deine Beziehung erst richtig und plötzlich stehst du da! Du hast jetzt zwar einen Partner, doch schon bald merkst du, dass du nicht nachlassen darfst, sonst schleichen sich Routinen und Langeweile ein. Und früher oder später, oft auch nach mehreren Beziehungen kommst du drauf, dass du immer wieder die gleichen Grundmuster in deinen Beziehungen lebst.
Du beginnst daran zu zweifeln ob es auch anders geht. Eine wirklich tolle Beziehung die hält… ein Mythos? Nein. Vielleicht hilft dir folgendes weiter: Beziehungen kann man wie alles andere auch – auf unterschiedlichem Niveau führen. Die einzelnen Stufen auf denen eine Beziehung geführt werden kann, können klar voneinander unterschieden werden. Wenn du das gelesen hast wirst du deine Beziehung selbst einordnen können.
Und vielleicht entsteht dann in dir der Wunsch, deine aktuelle Beziehung (oder deine nächste?) auf einem höheren Level zu führen, weil es dir und deiner Partnerin einfach mehr Möglichkeiten bietet.
Das kannst du, wenn du die beherrschenden Grundthemen in dir bearbeitest und dadurch immer weniger in Versuchung gerätst, mit Frauen (oder Männern) aus dieser Ebene erneut eine Beziehung einzugehen. Nicht weil diese Menschen schlecht sind, sondern weil du damit nur wieder die selben Elemente durchleben kannst, in dieselben emotionalen Grenzen gezwungen wirst und dich die selbe Sicht der Welt leitet. Weil du sonst ewig die selben Muster wiederholst!
Noch etwas: Jede Ebene enthält die Erkenntnisse der darunter liegenden bereits in sich. Partner auf dieser Ebene kennen diese Dynamiken, haben sie selbst erfahren (oftmals schmerzlich) und verzichten zugunsten einer stabileren und für beide Seiten bereichenderen Beziehung auf das Anwenden oder fortführen dieser Verhaltens- und Denkmuster.
Inhaltsverzeichnis
Ebene 1:
Schwerpunkt: Dominanz
Grundthemen: Den anderen dominieren oder sich unterwerfen (wollen). Verlustängste erzeugen, schüren oder aufrecht halten, Schuldzuweisungen als Mittel zur emotionalen Abhängigkeit benutzen. Besitzdenken (Du gehörst mir!)
Inhalt: Auf dieser Ebene ist ein Großteil der Elemente des PU angesiedelt. Hier wird der Alpha Status oft so verstanden, dass es darum geht über die Frau zu bestimmen und sich durchzusetzen, weil das Stärke ausstrahlt. Mit diversen Patterns und ähnlichen Techniken wird Verlustangst bewusst erzeugt, geschürt und aufrecht gehalten.
Eine enge Bindung entsteht hier durch den Wunsch mit dem anderen zu verschmelzen (was in diesem Fall aber einer ungesunden, symbiontischen Beziehung gleichkommt.) Der Auslöser für den starken Wunsch von Nähe und Intimität wird erzeugt durch den Wunsch, Verantwortung für sich und die Beziehung an den Partner abzugeben. Das raubt den Beziehungspartnern permanent Energie und schränkt ihren Bewegungsspielraum ein.
Der Partner muss sicher und verfügbar sein. Eifersucht und die negativen Folgen die daraus entstehen entspringen diesem Umstand. Die Vertrauensbasis ist nicht stark genug und oft reichen Kleinigkeiten aus, um das Besitzdenken (und empfinden) am anderen unkontrolliert auszulösen. Die Folge: Drama, Szenen, Sexentzug,… die ganze Palette.
Auf dieser Ebene läut die Beziehung so lange gut, solange die Frau sich in ihre Rolle fügt bzw. der Mann diese Rolle der Dominanz einnimmt. Der „Lehrer“, der „Vater“, der Mann der alles in der Hand hat und sagt wo`s lang geht. Die Frau die Aufmerksamkeit einfordert und zickig sein darf, weil es nun mal in ihrer Natur liegt.
Die Frau die sich dem stärksten Männchen hingibt und bei fortschreitender Betaisierung oder eintretender Gewohnheit und Langeweile das Interesse verliert und sich nach Männern umschaut die diese Rolle erneut besser einnehmen können.
Der Mann, der die hilflose, kleine Frau süß findet, sich in seiner dominanten Rolle sicher und bestätigt fühlt, den es aber irgendwann immer mehr nervt, dass er stets alles bestimmen muss, der keine Verantwortung abgeben kann. Solange diese Rollen entsprechend verteilt sind, wird es laufen, auch wenn es beide stark einschränkt.
Wie kann ich diese Beziehungsebene verlassen?
Indem du lernst dich besser abzugrenzen. Du bewahrst dir deine eigenen Freiräume / Hobbys, Freundschaften und gestehst das auch deiner Partnerin zu. Du hörst auf für deine Partnerin zu bestimmen und zu denken.
Wenn du die Frau dadurch verlierst dann ist das deine Chance eine Frau kennen zu lernen die dieses Verhalten annehmen kann und begrüßt – auf der folgenden Ebene. Du verabschiedest dich davon, dass Dominanz dich erregt und definiert.
Du erkennst, dass dich – selbst wenn du die totale Dominanz ausübst, du alleine zurück bleibst, weil du weder echte Nähe aus freien Stücken bekommen kannst. Du legst die Angst vor starken Frauen ab.
Du riskierst auch Schwächen zuzugestehen und förderst die Kompetenz und Selbständigkeit deiner Partnerin, indem du ihr mehr Entscheidungsspielraum zugestehst, ohne anschließend der Versuchung zu erliegen, es wieder „zu richten“, wenn sie Mist baut. Das gilt ebenso umgekehrt.
Du nimmst Abschied davon, deinen Partner verändern zu wollen, ihn durch belohnen und bestrafen in eine Richtung zu zwingen. Du arbeitest an deinen Verlustängsten und erkennst Frauen die sich so verhalten als das was sie sind – Menschen die noch nicht erkannt haben, dass es ganz anders geht.
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Ebene 2:
Schwerpunkt: Abgrenzung
Grundthemen: Unabhängigkeit durch persönliche Freiräume. Neugierde auf die Welt des Anderen, das Überdenken konventioneller Rollenmuster, Offenheit und Gleichberechtigung.
Inhalt: Auf dieser Ebene legen Beziehungspartner oft großen Wert auf ihre individuellen Freiräume. Sie sehen Interessen nicht zwangsläufig als etwas an das beide in allen Bereichen gleichermaßen Teilen müssen. Toleranz wird hier wichtig. Schwäche wird hier offenbart und zugestanden.
Nachdem Partner oft jahrelang die erste Ebene in Beziehungen gelebt (und erlebt) haben, legen sie großen Wert darauf, keine Dominazspielchen zu spielen. Sie sind auch sehr wachsam gegenüber solchen Tendenzen geworden, sprechen es gegebenenfalls offen an und verweigern sich dagegen.
Hier weicht das Verhalten einem „nur für den anderen da sein“ einer etwas egoistischeren, aber zugleich auch gesünderen Haltung. Dem „für mich sein“. Mich selbst entwickeln, mich mit mir auseinander setzen. Dabei auch einmal den Rat des Partners suchen zu können, wenn einem danach ist.
Der Auf- und Ausbauch seiner persönlichen Freiräume, die einen trotzdem nicht vom anderen entfernen, denn jeder schätzt diese Freiräume an der Beziehung und benutzt sie um Kraft zu tanken. Das Vertrauen ist hoch, denn mit dem Leben solcher Freiräume geht einher, dass man dem Partner zugesteht, dass er die vereinbarten Regeln der Beziehung kennt und einhält.
Dass er weiß, was er will und nicht aus einer Laune (oder Geilheit?) heraus alles über den Haufen schmeißt und sich gerade einmal nimmt, was ihm gerade gelegen kommt.
Konflikte werden öfter sachlich ausgesprochen, trotzdem wird der Partner gewürdigt. Wenn das einmal nicht klappt, gehen die Partner zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufeinander zu. Trotzdem finden beide oft nicht die höchste Erfüllung in einer solchen Beziehung, denn der Faktor sich gemeinsam zu entwickeln fehlt oft.
Die Beziehung bleibt leicht auf einem Status Quo stehen. Das „sich einlassen auf den anderen“ ist noch zu stark verletzt aufgrund der früher er- und gelebten Beziehungen. Die hart erkämpfte Selbständigkeit wird kaum aufgegeben für die nächste Stufe. Das sind oft Menschen die sich gegen zu große Intimität wehren, die an tief empfundene Liebe nicht mehr glauben (oder sie nicht mehr empfinden können).
Wie kann ich diese Beziehungsebene verlassen?
Indem du (wieder einmal) an dir arbeitest und erkennst, dass Abgrenzung wichtig ist, weil sich in einer Beziehung immer Individuen mit unterschiedlichen Erfahrungen und einer unterschiedlichen Vergangenheit, Erlebnissen und Geschichten treffen und dass es keine Garantien gibt.
Dass Abgrenzung und persönlicher Freiraum aber kein Widerspruch zu Nähe, Intimität, Vertrauen und sich fallen-lassen ist und dass beides erst integriert werden muss, um den nächsten Schritt gehen und leben zu können.
Ebene 3:
Schwerpunkt: Entwicklung
Grundthemen: Die Dynamik von Nähe und Abgrenzung, vorbehaltlose Offenheit in allen wichtigen Bereichen, Akzeptanz und gegenseitiger Respekt. Das Leben persönlicher Entwicklung innerhalb – und außerhalb der Beziehung. Der Partner wird nicht mehr ausgeschlossen, ob er sich in einen Bereich einbezieht oder nicht ergibt sich aus der Situation. Ehrlichkeit und konstruktive Kritik. Die Förderung des Partners ist kein Widerspruch zu persönlichen Freiräumen mehr. Das Leben eines persönlichen Beziehungskonzeptes, hinter dem man gemeinsam stehen kann.
Inhalt: Das ist die – mir bekannte – höchste Stufe, auf der eine Beziehung geführt werden kann. Hier wird auf Spielchen jeglicher Art gänzlich verzichtet. Jeder ist bereit, dem Anderen aus freien Stücken zu geben, was er möchte (egal ob Sex, Zuwendung, Nähe, Zärtlichkeit, Fürsorge, Respekt, Stärke, Aufmerksamkeit…) doch es wird nie so stark, dass es einseitig wird und an den Kräften desjenigen zehrt.
Doch das ist meist gar nicht mehr notwendig auf dieser Stufe, weil beide Partner reif genug sind um in so ein destruktives Verhalten nicht zurückzufallen. Sollte es doch passieren, wird der andere Partner dabei helfen wieder Stabilität zu erreichen oder gegebenenfalls den nötigen Freiraum oder benötigte Ressourcen zur Verfügung stellen.
Jeder ist sich selbst genug, und schätzt trotzdem die Annehmlichkeiten einer schönen bereichernden Beziehung. Jeder der beteiligten Beziehungspartner kann sehr gut mit sich selbst alleine sein, doch im miteinander kann er andere Dinge leben als im Single Dasein. Es ist eine gute Basis für Tantra und permanente Weiterentwicklung.
Das Gefühl von Liebe wird in vielen unterschiedlichen Facetten erfahren, verändert sich und wird immer neu entdeckt. Verletzungen werden schrittweise transformiert und ausgeheilt, Vertrauen dominiert. Viele Situationen, die zu Misstrauen, Vorwürfen und Verletzungen geführt haben können meist unmittelbar angesprochen und geklärt werden.
Wenn sich 2 Menschen für eine Beziehung entscheiden, und sich zu diesem Zeitpunkt auf unterschiedlichen Ebenen befinden, wird diese Verbindung nicht lange halten. Denn dazu müsste entweder der reifere Partner wieder einen Schritt zurück machen, oder der andere Partner müsste seine Sicht erweitern, seine Verletzungen aufarbeiten und seine Regeln neu definieren. z. B.: Eine Frau auf Ebene 2 wird wahrscheinlich großteils durch das Verhalten und die Werte eines Mannes auf Ebene 1 eingeschränkt und beschnitten.
Es gibt immer Geber und Nehmer Persönlichkeiten. Treffen sich 2 Geber, werden sich beide reich beschenken (nicht nur materiell). Treffen sich 2 Nehmer, wird es bald zu Ende sein, denn jeder wird stets mit leeren Händen da stehen und gleichzeitig den anderen zu übervorteilen suchen.
Treffen sich ein Geber und ein Nehmer, wird es zwar auch lange halten, doch der Geber wird letztendlich immer im Nachteil sein und das Ungleichgewicht dieser Dynamik wird der Beziehung langfristig schaden.
So – wer bis hierher durchgehalten hat und noch andere Stufen definieren kann oder will, der soll das bitte ein die Kommentare schreiben, vielleicht habe ich wichtige Zwischenstufen übersehen – oder jemand hat bereits Beziehungen auf Ebene 4 ge- bzw. erlebt und genossen und will bzw. kann davon hier berichten? Leb mit Herz und Hirn – und sei mutig.