Es gibt Leute, die zwar gut darin sind eine Beziehung zu halten aber nicht gut darin einen Partner für sich zu gewinnen.
Warum diese nichts ins PU-Forum schreiben, weiß ich nicht genau, ich denke einerseits, weil man schlichtweg nicht auf sie hören würde, weil sie nicht genügend Internet-Fame haben und andererseits, weil ihre Methoden eine Beziehung harmonisch zu führen für den ungeübten PU-Neuling nach AFC-Frame klingen.
Dann gibt es auch noch Leute die eine Beziehung haben und trotzdem Verführen können. Diese Leute sind in der Regel im PU-Forum einfach nicht mehr aktiv, weil sie dort nichts mehr mitnehmen können und einfach keine Zeit haben irgendwas zu schreiben. 😀
Zusätzlich gibt es das allgemeine Problem, dass Beziehungen oft sehr individuelle Vereinbarungen sind und es daher sehr schwer ist allgemein gültige Tipps zu geben, die mehr oder weniger auf jede Beziehung zutreffen.
Viele Autoren verlieren sich deshalb in generellem Geschwafle über Liebe und Respekt ohne Ansätze zu nennen, wie man seine eigene Beziehung konkret jetzt verbessern und harmonisch gestalten kann. In kurz, bisher gab es sowas hier meines Wissens nicht. Das ändere ich hiermit. Doch genug der Einführung. Kommen wir zum Kern der Sache!
Kurzer Disclaimer: Ich habe überall dort wo ich daran gedacht habe die Beispiele Geschlechtsneutral geschrieben da dies durchaus ein Guide für beide Seiten sein soll. Manchmal habe ich aber einfach nicht daran gedacht oder es passt eben einfach nicht.
Außerdem ist alles was ich hier schreibe trotz umfangreicher Gespräche mit dem anderem Geschlecht natürlich immer noch meine eigene männliche Sichtweise und ich bitte zu entschuldigen wenn deswegen vermutlich einige weibliche Aspekte zu kurz kommen oder fehlen. Viel Spaß!
Inhaltsverzeichnis
Screening
Wir fangen chronologisch richtig, nicht direkt mit Beziehungstipps an, sondern wir fangen damit an wo eigentlich jeder anfangen sollte: Den richtigen Partner auswählen. Man kann viel über Beziehung erzählen und quatschen und hochtrabende Thesen aufstellen, doch Fakt ist: Mit manchen Leuten passt es einfach nicht.
Entweder hat der Partner auf einmal ein Paar unausstehliche Details, die wir einfach nicht auf die Dauer aushalten können, oder er ist generell nörglig und nervig oder schlicht und ergreifend psychopathisch. All das sind Dinge, die sämtliche Beziehungstipps komplett ad absurdum führen, denn man ist einfach mit dem falschen Menschen eine Partnerschaft eingegangen.
Nun gehöre ich zu den letzten die dir erzählen wollen, es gäbe nur einen richtigen Menschen für dein Liebesglück. Das ist Quatsch es gibt jede Menge. Vielleicht sogar zwei oder mehr zur gleichen Zeit. Aber es gibt eben genauso jede Menge falsche und deshalb möchte ich dir ein paar Werkzeuge und Mittel an die Hand geben, wie du diese Nieten von vorneherein heraus filtern kannst.
Es liegt an der Individualität jedes einzelnen Menschen und damit auch seiner Ansprüche an eine Beziehung natürlich für dich diese Werkzeuge entsprechend auf deine Bedürfnisse anzupassen, zu erweitern oder sogar komplett abzulehnen. Ich bin nicht allwissend oder so ein Scheiß, ich erzähle dir nur was in der Regel gut funktioniert.
Simple körperliche Anziehung
Dieser Punkt ist einer der wenigen, den die Meisten instinktiv klar haben, trotzdem soll er hier erwähnt sein. Du solltest mit jemanden, mit dem du planst ihn womöglich mehrere Jahre täglich zu sehen, zumindest wenn du in kennen lernst eine starke körperliche Anziehung empfinden.
Diese Anziehung wird mit der Zeit, in der Regel nach etwa 3 Jahren, verschwinden. Aber diese ersten 3 Jahre ohne diese Anziehung überstehen wird schwer. Es ist dabei nicht wichtig, ob der Mensch nach allgemeiner Norm „attraktiv“ oder hübsch ist, viel wichtiger ist inwieweit du dich chemisch von diesem Menschen angezogen fühlst.
Sprich du einfach wenn du ihn siehst bzw. wenn ihr anfangt miteinander rumzuknutschen, du merkst wie dein Hirn auf „leer“ stellt. Dieser Punkt, obwohl wichtig ist dennoch nicht der Wichtigste und auch eine moderate Anziehung kann für eine Beziehung ausreichend sein.
Generell sollte dir aber klar sein: Egal was du tust, die Anziehung wird in den nächsten 3 Jahren nachlassen. Wenn du also zu jemand wenn du ihn kennenlernst bereits nur das Minimum an nötiger Anziehung empfindest, um mit ihm intim werden zu wollen, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass diese Anziehung auch nach einer längeren Zeit dieses Minimum erfüllt.
Hier noch ein kleiner etwas abwegiger Tipp aus der Wissenschaft: Sollte dein Partner hormonelle Verhütung nehmen oder du selbst hormonell verhüten und wenn du irgendwie die Möglichkeit dazu hast das ganze ohne Drama zu machen, empfehle ich dir die hormonelle Verhütung mal für ein – zwei Monate weg zu lassen und mit Gummis zu verhüten.
Hä was ist das für ein beschissener Tipp, soll man etwa ungewollt schwanger werden? Um Gottes Willen nein! Die Umsetzung dieses Tipps ohne eine ungewollte Schwangerschaft zu riskieren ist nur in seltenen Fällen überhaupt möglich und wenn dein Partner das irgendwie schräg findet solltest du es auch einfach lassen.
Es ist nur einfach so, dass die Hormone in der Pille die Partnerwahl der Frau beeinflussen. Sprich wenn die Frau irgendwann keine Pille mehr nehmen sollte, kann es sein dass sie ihren Partner später auf einmal nicht mehr so attraktiv findet.
Daher kann es von Vorteil sein diesen Versuch in einer frühen Phase zu machen, um späterer plötzlicher unerklärlicher nicht mehr vorhandener Anziehung vorzubeugen. Damit kommen wir auch schon zum nächsten Punkt.
Sex
Der Sex mit deinem zukünftigem Partner sollte von der Qualität her von Anfang an zumindest im oberen Drittel deiner Sexgeschichten sein. Das ist natürlich nur eine Faustregel, wenn du mit all deinen Partnern bisher bombastischen Sex hattest, ist dieses obere Drittel mehr oder weniger obsolet. Wenn du bisher nur miserablen Sex hattest, ist ein nicht ganz so miserabler Sex NICHT ausreichend.
Um es kurz zu machen: Der Sex mit deinem zukünftigem Partner sollte GUT bist SEHR GUT sein. Gerade wenn du eine monogame Beziehung anstrebst, wird dich das sonst nicht erst nach 3 Jahren, sondern vermutlich schon nach einem halbem oder einem Jahr übelst nerven. Versuche, dem Partner dann im „Schnelldurchgang“ zu zeigen, wie man nach deinen Vorstellungen guten Sex hat, ist nicht nur sehr schwierig, sondern kann darüber hinaus auch sehr verletzend sein.
Wenn überhaupt solltest du deinem zukünftigem Partner der vielleicht keine Granate im Bett ist, bevor du eine Beziehung eingehst, helfen ihn auf dieses Niveau zu bringen. Dies solltest du WIRKLICH tun bevor du anfängst dich Hals über Kopf zu verknallen, denn auch hier ist man für Verblendung wieder sehr anfällig.
Ist man frisch verliebt, ist der Sex auf einmal deutlich besser als vorher. Aber dieser Bonus wird mit der Zeit nachlassen. Wenn du also nicht schon bevor du eine feste Bindung mit jemandem eingehst das Gefühl von gutem Sex hast, ist es unwahrscheinlich dass dich das später nicht nerven wird.
Diese Screening Regel beinhaltet quasi automatisch, dass du unter keinen Umständen eine Beziehung mit jemandem eingehen solltest, mit dem du noch keinen Sex hattet. So was kann mal gut gehen und auch ich gehöre zu denen, die das einmal gemacht haben und es nicht bereut haben, aber damals war ich selbst noch Jungfrau.
Invest
Ebenfalls ein sehr wichtige r Punkt, den du insbesondere als Mann beachten solltest. Achte darauf, dass mit deinem zukünftigen Partner ein gegenseitiger Invest besteht. Sei dabei ehrlich zu dir selbst. Bist immer du derjenige der Treffen ausmacht? Bist immer du derjenige der anruft?
Sei dabei aber auch in die umgekehrte Richtung ehrlich, um dich nicht von eventueller Bindungsangst deinerseits verarschen zu lassen. Ändert sich dieses Verhalten vielleicht, wenn du es offen und ehrlich angesprochen hast? Hat der andere überhaupt Gelegenheit, sich bei dir zu melden oder tust du es ohnehin jeden Tag?
Prüf diesen Punkt. Dieser Punkt sollte sogar meiner Meinung nach fast am Anfang der Screening Auflistung stehen, weil er auch mein erster Punkt ist nach dem ich Leute in Menschen, mit denen ich eine tiefe Bindung haben will und Leute mit denen ich „nur“ befreundet sein will und vielleicht Sex haben, einteile. Gerade bei Frauen zeigt dir dieser Punkt sehr deutlich, ob diejenige bereit ist über ihre eigenen geschlechtsspezifischen Vorurteile hinweg und auf dich zu zugehen.
Tut sie oder er das nicht: Schraub den Invest zurück. Hier hat die Standard Pickup Lehre recht! Werde nicht needy. Wenn der andere sich, genau wie du, drei Mal am Tag meldet, brauchst du diesen Scheiß nicht. Dann kannst du dich auch 3 mal am Tag melden. Dann seid ihr vielleicht einfach zwei Menschen, die eine sehr enge Bindung benötigen, zumindest am Anfang.
Aber wenn du dich 4 mal die Woche meldest und sie sich mit Mühe und einem Auge zudrücken einmal alle 2 Wochen meldet –dann schraub den Invest zurück. Hier ist das Anstreben einer Beziehung schlicht und ergreifend fehl am Platz, männliche und weibliche Rollen hin oder her.
Zeichen des ewigen Konflikts
Jetzt kommen wir zu so was wie einem kleinen Geheimtipp, den du bisher vermutlich noch nicht kanntest und wohl auch kaum woanders hören wirst. Mit jedem Menschen, den man neu kennen lernt, gibt es in der Regel am Anfang Diskussion und kleinere Meinungsverschiedenheiten, ja manchmal sogar kleine Streits.
Unabhängig davon, dass du schon an der Art wie sich jemand streitet viel über seine Beziehungsfähigkeit für dich sehen kannst, gibt es eine spezielle Sache, die du beachten kannst um eine Partnerschaft mit „falschen Partnern“ zu vermeiden. Es gibt normalerweise in jeder Kennenlernphase einen Punkt, in dem dir das erste Mal etwas auffällt, was man als die „individuelle Macke“ dieses Menschen bezeichnen könnte.
Es ist wie bei einem Musikstück so etwas wie ein wiederkehrendes Thema, nur dass es in dir ein leichtes Unwohlsein erzeugt, eher eine Art Dissonanz ist. Das können alle möglichen Dinge sein, abhängig von deinen eigenen Vorlieben.
Es kann gelegentliche Zickigkeit sein, es kann sein, dass derjenige seine Gefühle eher für sich behält, es kann sein dass derjenige einen sehr großen Wert auf seine Individualität legt oder auch andersrum einen zu großen Wert auf gemeinsam verbrachte Zeit, es kann sein dass er sehr eifersüchtig ist oder nur selten zuhört, es könnte auch sein, dass er manchmal sehr aufbrausend oder cholerisch ist.
Völlig egal was es ist: Dieses erste Zeichen des Unwohlseins, dieses Thema der Dissonanz, ist ein Vorbote für den permanenten Streit, den du in deiner Beziehung künftig haben wirst. Merk dir diesen Unheils Boten sehr genau.
Du wirst der Illusion nacheifern wollen, diese Kleinigkeit werde der Partner mit genügend Liebe und Arbeit schon ändern können, aber ich habe ein schlechte Nachricht für dich: Während dein Partner sehr wohl sehr viele sehr große Dinge für und mit dir ändern kann, wird diese Kleinigkeit fast sicher nicht dazu gehören.
Es kann sich vielleicht abschwächen oder ihr könnt Lösungen finden gemeinsam damit umzugehen, aber du solltest dich mit dem Gedanken anfreunden, dass dieses wiederkehrende Thema eben ein wiederkehrendes Thema bleiben wird.
Nachdem du dies verinnerlicht hast (Wirklich? Sei ehrlich! Sage laut: Ich werde Sie/Ihn NICHT ändern können!), solltest du dir überlegen, ob du mit dieser Dissonanz leben kannst. Es geht nicht darum sie lieben zu lernen oder es geil zu finden, sondern einfach damit ob du dir vorstellen kannst auch nach 5 Jahren immer noch immer mal wieder mit dieser Kleinigkeit konfrontiert zu werden ohne dass du ausrastest und die Geduld verlierst.
In kurz: Such dir jemanden mit einer Macke mit der du umgehen kannst. Kannst du das nicht, ist diese Macke als ständiger Katalysator und damit auch Verschleierungstaktik deiner echten Probleme vorprogrammiert.
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Schaue nach Gemeinsamkeiten – Akzeptiere sie und nutze sie
Der letzte Tipp den ich dir geben will, ist auch einer der auf den ersten Blick sehr sinnig klingt, bei genauem verstehen ziemlich abwegig wirkt und dennoch deine Sache sehr vereinfachen kann.
Wenn du zu den Leuten gehörst, die schon ein paar Beziehungen hatten oder auch nur schon ein paar Mal eine etwas länger laufende Freundschaft+ oder FB, dann setzt dich hin und nimm dir die Zeit zu schauen, was ALLE diese Leute bisher miteinander gemeinsam hatten.
Du wirst eventuell am Anfang nichts finden oder nur Oberflächlichkeiten, die du durch deine direkte Auswahl beeinflusst hast. Was ich aber meine, wonach du schauen sollst, ist worin sich bisher alle deine Sex-Partner in der Person bzw. im Charakter ÄHNLICH waren.
Das Witzige ist, es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass die einzige Ähnlichkeit die du tatsächlich bei ALLEN findest etwas ist, was du selbst eher als negativ wertest. Das kann sein, dass sie alle häufig Drama gemacht haben, Daddy Issues, eine fast unerträgliche Arroganz, ein Hang zu Verrücktheit, oder dass sie alle sehr schweigsam waren. In meinem Fall ist es zum Beispiel, dass sie fast alle irgendwann mal richtig dick Scheiße erlebt haben die deutlich über das normale Maß hinausgeht.
Was immer es ist: Akzeptiere es als Teil deiner Auswahlkriterien. Ja richtig, nimm diese negative Gemeinsamkeit und mach dir den Spaß deinen nächsten Beziehungspartner BEWUSST danach auszuwählen, ob sie diese Eigenschaft teilen. Irgendetwas hat dich dazu gebracht genau diesen Makel immer wieder zu suchen. Und deshalb solltest du es als Teil deiner Persönlichkeit und auch deiner Partnerwahl akzeptieren, dass du eben auf irgendeine verrückte Art auf genau sowas stehst.
Wenn du also das nächste Mal jemanden triffst, der Daddy Issues hat und alle deine bisherigen Partner Daddy Issues hatten, dann sucht nicht das Weite, sondern schau dir diesen Menschen genauer an. Schau, in wie weit diese speziellen Daddy Issues vielleicht über das erträgliche Maß hinaus gehen, aber wende auf jeden Fall die übrigen Screening Werkzeuge, die ich dir genannt habe auf ihn an – und wenn alles passt: Go for it!
Ganz ohne Probleme macht das Leben auch keinen Spaß, also kann man auch wenigstens die nehmen, mit denen sich die eigenen kranken Hirnwindungen offensichtlich wohl fühlen! Okay soweit zum Themas Screening.
Basics
Nehmen wir also an, du bist jetzt in einer Beziehung oder der Screening Part war für dich nicht relevant, weil du eben tatsächlich schon in einer Beziehung bist. Wie kannst du diese harmonisch und spannend gestalten und halten? Kommen wir zunächst zu einigen einfachen Techniken, die den generellen Umgang miteinander verbessern.
Positiv negativ 5:1 Verhältnis
Diesen Tipp habe ich ursprünglich aus einer Studie. In dieser Studie wurden Paare untersucht und es wurde geschaut, ob es Dinge gibt, mit denen man die Dauer ihrer Beziehung vorhersagen kann. Einer der eindrücklichsten Tools dafür war das 5:1 Verhältnis von netten positiven Emotionen bzw. Interaktionen zu negativen.
Für die kritischen Leser die völlig richtig nicht alles glauben was sie lesen: Du kannst in diesem Artikel mehr darüber nachlesen. Und falls du die komplette Studie selbst lesen willst, findest du sie unter diesem Link. Beziehungsweise vielleicht findest du sie irgendwo komplett wenn du den Namen hast: Gottman, J. M. et al. The Mathematics of Marriage: Dynamic Nonlinear Models (2004).
Ich habe die Studie selbst nicht komplett gelesen, aber nachdem ich einmal davon gehört hatte, fiel mir sofort auf, wie sehr diese Behauptung stimmt. Soweit ich mich erinnere, liegt das vor allem an einem der vielen kognitiven Fehlbewertungen, denen wir Menschen unterliegen. Wir nehmen Negatives sehr viel stärker und härter wahr als Positives.
Sprich wenn wir eine negative Erfahrung machen, bleibt diese länger und einfacher im Gedächtnis hängen, als eine positive Erfahrung. Dies macht sehr viel Sinn, denn eine negative Erfahrung die man wiederholt erlebt, könnte einen früher und auch heute eventuell umbringen. Diese Erfahrung stärker mit einem Lerneffekt– also auch Erinnerung– zu belegen ist demnach absolut sinnvoll um zukünftig weniger Fehler zu machen die vielleicht fatal sind.
In einer Beziehung fickt uns diese kognitive Inbalance aber ins Knie und selbst wenn wir dem Partner numerisch genauso oft sagen, wie sehr wir ihn lieben, wie wir ihn kritisieren, kommt das Negative deutlich stärker an. Um diesen Bias zu verhindern, gibt es das von dem oben genannten Forschern erarbeitete Modell des 5:1 positiv zu negative Interaktionen Modell.
Achte darauf deinen Partner WIRKLICH verdammt oft zu liebkosen, ihm zu sagen, dass du ihn gern hast, wie sehr du ihn schätzt und froh bist mit ihm zusammen zu sein und ihm ein GUTES Gefühl zu geben. Natürlich kann man auch auf Kritik nicht immer verzichten, aber wenn du diese Regel grob beachtest, ist das dann nicht sofort eine Störung des Gleichgewichts.
Als Faustregel kann ich dir sagen: Wenn du das Gefühl hast, dass es schon fast lächerlich oft ist wie oft du deinem Partner positives Feedback gibst, ist es genau richtig. Wenn du das Gefühl hast du kriegst etwa ein bisschen öfter positive als negative Interaktion, hält sich dein Partner selbst in etwa ungefähr an diese 5:1 Regel. Wenn du das nicht glaubst kannst du ja mal eine Woche Strichliste führen.
Diesen Tipp hab ich an erste Stelle gesetzt, weil er viele Probleme auf einmal löst und zudem noch als einer der wenigen annähernd wissenschaftlich hinterlegt ist. Schreib dir den Scheiß also hinter die Ohren.
Zeit nehmen
Ein Fehler, den vor allem Paare machen, die schon über ein Jahr zusammen sind, ist es, es als selbstverständlich hinzunehmen, dass sie zusammen sind. Eine harmonische Beziehung erfordert konstanten Invest und Arbeit.
Es bedeutet nicht, dass ihr euch weniger gern habt, wenn es „nicht mehr von alleine klappt“ es bedeutet nur, dass ihr euch auf den chemischen Prozessen ausgeruht habt, die euch bisher Feuer unterm Arsch gemacht haben, dich um den andere zu kümmern. Werden diese chemischen Prozesse mit der Zeit schwächer, muss man sie durch eine bewusste Entscheidung ersetzen.
Vor allem Intimität ist etwas, was nach dem Verständnis vieler Menschen immer „einfach so spontan“ ablaufen soll. Nichts ist falscher als diese Annahme! Wenn ihr nicht wenigstens 3 mal die Woche Zeit für Sex habt, dann macht euch gemeinsam Termine.
Es muss nicht unbedingt festgelegt werden, dass ihr dort Sex habt, aber es sollte zumindest logistisch möglich sein und es sollte nicht spät abends sein, wenn beide schon müde und im Gedanken beim nächsten Tag sind, sondern tagsüber und mit Energie und Lust den anderen zu treffen. Die Zärtlichkeiten und der Sex ergeben sich aus der gemeinsam verbrachten Zeit dann für gewöhnlich von alleine.
Von diesen Sex-Zeiten abgesehen, solltet ihr auch versuchen jeden Tag wenigstens einmal kurz miteinander zu kommunizieren. Das muss nicht mehr als eine Viertel Stunde sein, sollte aber tatsächlich darauf konzentriert sein, mit deinem Partner zu reden und euch darüber auszutauschen wo ihr gerade steht. Das stärkt das „Wir-Gefühl“ und ist außerdem eine sehr gute Methode neben z. B. abnehmendem Sex um schnell zu merken, wenn bei euch etwas im Argen liegt.
Regelmäßiger Sex von beiden Seiten
Im letztem Punkt ist es schon durchgeklungen, aber dieser Punkt hat trotzdem noch mal eine extra Erwähnung verdient: Ihr solltet euch wirklich darum bemühen regelmäßig Sex zu haben.
Es ist völlig normal, wenn dies über die Zeit ein wenig abnimmt, aber gerade wenn ihr keine offene Beziehung habt und eigentlich auch sonst nicht, sollte es nicht weniger als 3 Mal die Woche werden. (Vorausgesetzt natürlich, ihr habt keine Fernbeziehung).
Sinkt dein Sexleben unter diesen kritischen Wert, ist es relativ wahrscheinlich, dass etwas im Argen liegt, auch wenn es natürlich auch hier Ausnahmen gibt und es tatsächliche völlig verständliche Gründe geben kann, warum gerade eher eine Low Phase ist.
Dieser Punkt ist also sowohl als Warnsignal, als auch für die Pflege einer Beziehung geeignet. Sex verbindet und regelmäßiger Sex verbindet mehr, als man das als rationaler Mensch im 21ten Jahrhundert gerne wahrhaben will.
Man siehe dazu zahlreiche Experimente in populärwissenschaftlichen Hochglanzmagazinen, in denen sich Paare regelrecht zwangen jeden Tag Sex zu haben – mit durchweg positiven Ergebnissen, obwohl sie am Anfang dazu eigentlich gar nicht so Lust hatten.
Aber zum Glück macht Sex eben auch Lust auf mehr Sex und viele Streits und Dramas können durch Sex zwar nicht in Luft aufgelöst werden, aber eben auf eine positivere Ebene gebracht werden, in der man wieder mit GUTEM WILLEN für den anderen und Wohlwollen miteinander streiten kann, statt gegeneinander.
Alle Tipps bis jetzt sind Dinge, die du relativ blind anwenden kannst und die einen positiven Effekt haben werden. Natürlich gibt es Tipps, die über diese einfachen „blinden“ Methoden hinaus gehen. Sie haben den Vorteil, dass sie tiefer gehen und den Nachteil, dass sie schwerer umzusetzen sind und man sie auch leicht falsch verstehen kann.
Sei dir also bewusst, dass wenn du denkt, dass einer der ab jetzt folgenden Tipps Mist ist oder du sogar Erfahrungen hast, dass dieser Tipp Mist ist, du den Tipp vielleicht anders interpretiert hast, als ich das meinte bzw. andere Grundvoraussetzungen, die implizit von mir mit angenommen wurden bei dir aber gar nicht gegeben waren.
Natürlich kann es auch sein, dass der Tipp für dich tatsächlich einfach Scheiße ist. Wie gesagt, ich bin kein weiser Eremit sondern nur ein Typ, der von dem Thema genug Ahnung hat um darüber etwas zu schreiben.
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Streiten und Kommunikation.
Streiten ist einer der Dinge die wirklich fast am schwierigsten zu lernen sind und in kaum einem anderem Thema kann man so viel falsch verstehen oder missinterpretieren, nur um dem Partner am Ende vor zu halten, man habe sich selbst an die „Streitregeln“ gehalten und der andere sei absolut an allem Schuld.
Obwohl der Fokus hier sehr auf streiten liegt, gelten all diese Punkte natürlich auch für die allgemeine Kommunikation miteinander. Ich bin mit gesundem Menschenverstand einfach davon ausgegangen, dass man wenn man die Methoden die ich dir hier zeige im Streit gut anwenden kann, man sie auch in der alltäglichen normalen nicht extremen Kommunikation anwenden kann und dies auch tut.
Nichts desto trotz ist die Fähigkeit positiv miteinander zu streiten extrem wichtig und es gibt dazu einige einfache Werkzeuge und einige generelle weiter gefasste Werkzeuge. Wenn ich einfach sage meine ich damit, dass sie „Einfach“ sind, weil man sie schlecht ausnutzen oder falsch verstehen kann, sie also mehr oder weniger eindeutig sind, nicht weil es so wahnsinnig einfach ist sie umzusetzen. Fangen wir also mit diesen „einfachen“ Werkzeugen an:
Körperkontakt
Eine ganz einfache Methode einen Streit konstruktiv zu halten ist IMMER Körperkontakt zu halten, während man sich streitet. Wenn du mal darauf achtest, wirst du feststellen, dass Leute die sich miteinander streiten sich fast immer gegenüber sitzen und den Körperkontakt unterbrechen.
Ich selbst bin ein Mensch, der sehr, sehr, sehr beeinflussbar ist von Körperkontakt und deshalb habe ich diese Regel einfach gebrochen und gerade bei heftigen Streits irgendwann darauf hingewiesen, dass ich nicht möchte, dass der andere den Körperkontakt unterbricht und will dass er auch körperlich „bei mir bleibt.“
Das Ergebnis erstaunt mich immer wieder, vorher heftigste Streits, selbst mit Leuten die eigentlich überhaupt keine Streitkultur haben, verwandelten sich auf einmal in einen fast liebevollen Austausch der Kritikpunkte am anderen. Am Anfang wird dein Partner vielleicht etwas verwirrt reagieren, aber bestehe einfach darauf den Körperkontakt zu halten, insbesondere bei heftigen Streits und du wirst den Effekt sehr schnell bemerken.
Die Hand gegenseitig auf dem Knie des Partners oder auf dem Arm oder schlicht und ergreifend Hand halten ist dabei schon völlig ausreichend. Bonuspunkte für direkten Hautkontakt.
Sich verletzt zeigen
Ebenfalls sehr wichtig, ist es zu zeigen, dass einen die Aussagen des anderen verletzen. Gerade als Mann hat man oft Probleme damit zuzugeben, wenn man sich schwach fühlt oder sich durch Worte getroffen fühlt – entferne dich von diesem Bullshit Rollenbild. Dadurch, dass du dem anderen Feedback gibst, dass du dich verletzt fühlst, tust du gleichzeitig zwei sehr wichtige Dinge:
Erstens zeigst du ihm, wie er wirkt. Dein Partner merkt dadurch, dass er sehr wohl auf passen muss was er wie sagt und wie er etwas sagt und kriegt so mit der Zeit ein Gefühl, in welchen Punkten er vorsichtig sein muss und in welchen er aggressiv sein kann.
Nicht jeder ist in jedem Punkt gleich verletzlich und wenn du nichts sagst, kann der andere dir teilweise ungewollt heftig verbal in die Eier treten, obwohl er dacht er gibt dir nur einen heftigen verbalen Knuff auf den Arm, der vielleicht wehtut, aber einem nicht die Tränen in die Augen treibt.
Zweitens benutzt du durch das Zeigen von Schwäche einen uralten Mechanismus, der den anderen dazu bringt aufzuhören auf dich einzudreschen. Wenn man gerade wütend ist, neigt man oft dazu absichtlich verletzende Dinge zu sagen, in der Annahme der andere sei genauso wütend. Durch den Reality Check, den du dadurch zurückgibst, zeigst du, dass du bereits am Boden liegst und nicht möchtest, dass man weiter auf dich einschlägt.
Der andere wird dies in einer nicht völlig degenerierten Partnerschaft zum Grund nehmen, die Eskalationsstufe zurück zu nehmen und nicht mehr weiter heftig anzugreifen, da einerseits sein Ziel der Verletzung ja bereits erreicht ist, er andererseits sein Ziel zu verletzen direkt vor Augen geführt bekommt und im Normalfall merken sollte, dass dies nicht die beste Methode ist jemanden dazu zu bringen, den eigenen Kritikpunkt zu verstehen.
Kommen wir nun zu den weniger „einfachen“ Werkzeugen, die teilweise ein erhebliches Maß an Reflektion und Arbeit an der eigenen Persönlichkeit erfordern um sie korrekt umsetzen zu können.
Kritik ernst nehmen und annehmen
Die Quintessenz all dieser Punkte ist eigentlich immer der eine: Was ist, wenn vielleicht tatsächlich dein Partner Recht hat und du im Unrecht bist? Diese eine Erkenntnis und das ständige Einbeziehen dieser Möglichkeit wird dir viel Stress ersparen und wenn du das wirklich bis zur Fußspitze verinnerlichst, dann wirst du neben diesem Punkt nicht mehr viel an deiner Einstellung arbeiten müssen.
Überleg dir wenn der andere dich kritisiert nicht nur, wie dich das verletzt und angreift, sondern überleg dir auch in welchen Punkten der andere vielleicht Recht haben könnte. Wenn du das im konkreten Streit nicht kannst, dann tu es nach dem Streit in einer ruhigen Minute.
Je schneller und besser du zugeben kannst, dass du im Unrecht warst oder etwas falsch verstanden hast, desto schneller kannst du Streits um 180° drehen oder ihr Aufkommen überhaupt verhindern. Stell dir doch einfach mal eine Partnerin vor, die immer wieder den gleichen beschissenen Fehler macht. Du sagst es ihr und nach kurzer Diskussion sagt sie dir: „Verdammt du hast Recht. Ich werde es ändern.“
Und am nächsten Tag hat sie es geändert oder ist schon dabei daran zu arbeiten es zu ändern. Würdest du so eine Partnerin nicht verdammt lieben? Wärst du nicht total froh so eine Partnerin zu haben?
Was gibt es überhaupt für einen Grund sich mit jemandem zu streiten, der Kritik so ehrlich reflektiert und annehmen kann? Und genau so ist es andersrum. Werde zu diesem Menschen, der sich ehrlich selbst verbessern will und der seinen Partner als Mittel dazu wertschätzt und respektiert.
Nimm immer an des es Gründe gibt
Oft ist ein Streit aber nicht mit rational geäußerter Kritik in den Starlöchern, sondern aus einer einzigen hingerotzten Bemerkung, aus einer Respektlosigkeit heraus oder einfach aus einer reinen Emotion heraus.
Hier haben wir Menschen einen weiteren Fehler, der in der wissenschaftlichen Welt und geschulten Personalern hinreichend bekannt ist: Wir neigen dazu Fehlverhalten von anderen Menschen global zu sehen und unser eigenes Verhalten temporal. Was bedeutet das konkret?
Das bedeutet, wenn wir nach einem Tag, an dem uns unser Boss den ganzen Tag rund gemacht hat, der Bus vor der Nase weggefahren ist, es auf dem Heimweg angefangen hat zu regnen und du dann wegen dem Regen deiner Partnerin nicht gescheit antworten konntest, dass du heute trotz des geplanten Abendessen spät nach Hause kommst – und sie dich dann erst mal mit einer Scheiß Stimmung in der Tür begrüßt, du wirklich verfickt sauer bist, warum diese blöde Kuh nicht sieht, dass du heute echt einen Scheiß Tag hattest
.
Das bedeutet, dass wenn du andersrum jemandem auf der Straße begegnest, der dich auf eine Frage nach dem Weg anfährt, dass er gerade keine Zeit hat, du davon ausgehst, dass dieser Mensch einfach eine unfreundliche Persönlichkeit ist und generell nicht lebensfroh.
Während du also bei deiner eigenen miesen Laune von temporalen Gründen ausgehst, die diese rechtfertigen und für jeden offensichtlich sein sollen, neigt man gleichzeitig dazu dies bei fremden Menschen, bei denen man diese Gründe nicht kennt von einer globalen schlechten Persönlichkeit und genereller Bösartigkeit auszugehen.
So trifft das natürlich nicht nur auf miese Laune zu, sondern auf nahezu alle negativen oben angesprochenen Stimmungen. Das bedeutet, wenn dein Partner sich scheinbar völlig ohne Grund in einer negativen Emotion gegenüber dir verhält: Atme tief durch. Registriere, dass du dich verletzt oder angegriffen fühlst.
Dann frag den anderen ruhig aber bestimmt was gerade los ist und warum er sich gerade so benimmt und stell auch ruhig klar, dass du dich davon angegriffen fühlst aber annimmst, dass der andere Gründe für sein Verhalten hat, die du nicht kennst. Fragt nach diesen Gründen. Viele völlig ausgeuferte Streits lassen sich so von vorneherein vermeiden.
Es ist natürlich wichtig, dass wenn du dich um deinen Partner gekümmert hast, dieser sich auch dafür entschuldigt, dass er dich ungerechtfertigter Weise angegriffen hat und anerkennst, dass dieser Angriff bei dir heftiger und verletzender ankam als er gemeint war – und es nicht reicht, dass es nicht so gemeint war.
Das gilt natürlich auch andersrum wenn dein Partner dich liebevoll aufgefangen hat obwohl du ihn ziemlich angeblafft hast. Deshalb gehört diese Technik auch zu den fortgeschrittenen, denn wenn man es übertreibt mit dem Verständnis wird man zum alles akzeptierendem Müllschlucker oder andersrum rücksichtlosem Egomanen.
Irgendwo gibt es auch eine Grenze des Respekts und manchmal ist der andere TATSÄCHLICH gerade einfach nur eklig, ohne dass es dafür rechtfertigende Umstände gibt. Verwende dein Hirn und dein Bauchgefühl um die Differenzierung zu treffen.
Perspektivenwechsel – Der Würfel ist nicht rot oder grün, sondern beides.
Ein weiteres gutes Werkzeug ist das Werkzeug des Perspektivenwechsels. Oft nimmt man an, dass nur die eigene Wahrnehmung die Realität richtig wiederspiegelt. Oft ist die Realität aber ziemlich komplex und kompliziert und wird in deiner Wahrnehmung alleine nicht ausreichend dargestellt.
Anschaulich dafür ist der Würfel, der auf der einen Seite rot und auf der anderen Seite grün ist – und wenn man sich gegenüber steht, denken beide, der andere müsste blöd sein zu glauben der Würfel hätte eine andere Farbe.
Im Beziehungsalltag ist mir sowas sehr oft passiert, wenn ich anderen Leuten geholfen habe, bei denen ich zufällig beide Teile des Paares einigermaßen gut kannte. Oft war es so, dass ich nachdem ich die Geschichte des einen gehört hatte, komplett davon überzeugt war, dass dessen Partner im Unrecht war.
Zum Glück habe ich es mir früh angewöhnt, mir aus Prinzip auch die andere Seite anzuhören. Dabei kam dann oft heraus, dass einige Dinge ganz anders betont worden waren, völlig anders dargestellt und gewichtet oder sogar komplett unterschlagen wurden. Manchmal war es sogar so krass, dass es mir schwer fiel zu glauben, dass es sich hier um den gleichen Streit oder überhaupt um das gleiche Paar handelt.
Abgesehen von dem Effekt, dass man gegenüber dritten seinen eigenen Anteil natürlich immer geschönt darstellt, ist es aber auch einfach so dass man TATSÄCHLICH nur seine eigene Wahrnehmung hat und diese eben auch für die Korrekte hält. Diese Wahrnehmung des anderen wahr zu nehmen und zu achten, kann man üben. In einem Streit ist es oft schwer das instinktiv anzuwenden, aber man kann es vorher üben und verinnerlichen.
Ich habe zum Beispiel versucht dem entgegen zu wirken, indem ich, wenn ich dritten Streits mit meinem Partner schildere grundsätzlich versuche, mich so schlecht darzustellen, dass ich selbst denke es ist fast ungerecht mir gegenüber.
Wenn ich es so krass darstelle, bin ich UNGEFÄHR dort wo wirklich nur noch der Perspektivenunterschied die Missverständnisse hervorruft und noch NICHT in der tatsächlichen Mitte der mutmaßlichen Wahrheit.
Beziehung in Frage stellen als Kriegsmittel ist Tabu
Zum Schluss kommen noch zwei Regeln, denn ganz ohne Regeln geht streiten doch leider oft schief. Die erste wichtige Regel ist: Ich stelle NIEMALS die Beziehung in Frage. Diese Regel ist bewusst unter „Fortgeschritten“, weil du sie natürlich mit Hirn anwenden musst. Manchmal MUSS man trotzdem die Beziehung in Frage stellen – dann wenn es fundamentale unüberwindliche Unterschiede gibt.
Als Grundsatz sollte aber gelten: Ich gehe davon aus, dass wir diesen Streit zusammen lösen können und ich werde niemals unter keinen Umständen damit drohen die Beziehung zu beenden oder behaupten, diese Beziehung mache unter diesen Umständen keinen Sinn mehr.
Diese Drohung, oder auch nur das Spielen mit dieser Drohung ist ein Killer für das Vertrauen in jeder Beziehungen. Lass es einfach sein. Glaubt mir der eine gewonnene Streit dadurch ist die Sache absolut nicht wert. Niemals. Ernsthaft. Lass es. Wenn dein Partner solche Drohungen macht: Halt Stopp! Cut.
Dies ist einer der wenigen Momente, in denen du ohne Ausnahme richtig radikal und absolut unnachgiebig sein kannst und solltest. Egal um was es vorher geht, jetzt geht es erstmal darum dass dein Partner diese Aussage zurücknimmt und zwar sofort und vollständig. Bestehe darauf, dass dieses Thema vom Tisch ist bevor sich weiter gestritten wird.
Ignoriere sämtliche Ablenkungen und weiteren Angriffe im Rahmen des Streits, ignoriere sämtliche Argumente, die das ursprüngliche Thema zu deinen Gunsten oder Ungunsten drehen könnten: Diese Sache hat Priorität. Du musst in diesem Moment quasi „über“ dem Streit stehen, so lange, bis diese Sache wieder aus der Welt ist.
Mit diesem radikalem Cut machst du deinem Partner klar, dass es auch in der größten Wut gewisse Grenzen gibt, die man nicht überschreitet und du absolut nicht bereit bist diese Grenzen für egal welche Umstände zu lockern.
Ich weiß, dass dir das vielleicht ein bisschen extrem vorkommt, aber glaub mir, dieser Mist wird deiner Beziehung mittelfristig wirklich schaden und die Narben die du von dieser Verletzung des Vertrauens behältst, sind viel schwerer zu heilen als sie zuzufügen sind.
Nicht-Kommunikation ist Tabu
Ebenfalls ein leider übliches Muster, wenn man sich streitet, ist es sich dem Streit einfach zu entziehen. Auch hier wieder: Diese Regel ist mit gutem Grund unter Fortgeschrittenes. Gerade bei zwei sehr vermeidenden Partnern oder einer emotional extrem (will heißen Teller fliegen!) aufgeladenen Situation, kann es doch mal helfen eine Pause zu erzwingen.
Im Generellen gilt aber: Du ERZWINGST hier eine Pause. Du bestimmst hier ALLEINE, dass dieser Streit jetzt auf Eis gesetzt ist. Auch wenn der andere das vielleicht gar nicht so als Gemeinheit wahrnimmt: Das ist quasi wie jemanden in den Schrank zu hängen um ihn dann wieder raus zu holen, wenn es dir gerade in den Kram passt.
Die einseitige Beendigung einer Kommunikation und insbesondere eines Streits ist enorm respektlos und sollte von dir wann immer möglich vermieden werden.
Wenn du eine Pause willst, solltet ihr gemeinsam beschließen, dass dieser Streit gerade nicht zum gewünschten Ergebnis führen kann und gemeinsam eine Pause beschließen. Dabei aber dem Partner eben die Möglichkeit geben, diese Pause abzulehnen.
Obwohl es in diesem Moment vielleicht schwer sein mag, hat diese Methode nicht nur die Vorteile der verhinderten Negativ-Wahrnehmung, sondern auch eine ganze Menge anderer positive Effekte. Du vermittelst hier unbewusst: Ich laufe vor unseren Konflikten nicht davon, auch wenn es für mich unangenehm ist. Ich halte zu dir. Du bist mir wichtig. Ich wähle mit dir mit Absicht nicht den einfachen Weg.
Das Vertrauen was dadurch mit der Zeit vermittelt wird, ist selbst von einer nicht ausgemachten (will heißen in einer eigentlich monogamen Beziehung) Affäre nicht so einfach zerstörbar – weil man weiß, dass der Partner nicht einfach so davon laufen wird, sondern zumindest mit einem gemeinsam darüber reden wird, welche Konsequenzen man daraus ziehen möchte.
Du kommst mit dieser Methode außerdem vielleicht das erste Mal über den Event Horizont hinaus. Gerade bei insbesondere emotionalen Streits neigen gerade viele westlich kultivierte Menschen zur panikartigen Flucht, in der Annahme, dass sich diese Eskalationsstufe bis ins Unendliche steigert.
Fakt ist aber, wenn man den Fluchtimpuls hat, ist man oft schon sehr nahe an der maximalen Eskalationsstufe dran und die Intensität lässt danach sogar nach! Amüsanter Weise kann es beim Überschreiten dieser Grenze sogar dazu kommen, dass die Situation beiden auf einmal irgendwie so seltsam und unsinnig verfahren vorkommt, dass man sogar gemeinsam darüber lachen kann und der Streit sich in Luft auflöst.
Ich denke ich brauche dir nicht erklären, wie positiv sich das auf das gegenseitige Vertrauen zueinander auswirkt.
Fortgeschrittene Methoden
Verlassen wir nun das besondere Feld der Streits und wenden uns dem Feld der sonstigen fortgeschrittenen Methoden zu.
Priorität einfordern
In unser westlichen Welt gibt es ein großes Problem: Den Individualismus. Dieser macht es eigentlich perfekt beziehungsfähigen Menschen manchmal wirklich verdammt schwer eine Beziehung schön zu gestalten. Insbesondere wenn es sich bei beiden Partnern eigentlich schon um gereifte Menschen handelt.
In einer Partnerschaft in der einer noch unerfahren ist, fordert man mit einer naiven Selbstverständlichkeit alles Mögliche ein – je mehr man erlebt hat und je älter man wird, desto mehr hat man verstanden, dass es keineswegs selbstverständlich ist, dass der Partner tut was man von ihm möchte.
Und genau hier verlieren sich viele Paare in einem seltsamen Tanz aus Stolz, Unbeholfenheit und Schmollerei, alles hinter der Ausrede der Individualität. Es ist so unglaublich wichtig geworden dem anderen bloß keine Freiheit zu rauben und ihn bloß nicht irgendwo einzuschränken, dass man selbst die banalsten Dinge nicht mehr einfordern mag, obwohl das bei einer gut gewählten und tatsächlich bei vollem Bewusstsein eingegangen Partnerschaft eigentlich die prägende Eigenschaft sein sollte: Dass man sich erlaubt, sich gegenseitig in sein Leben zu pfuschen.
Meiner Meinung nach ist diese Erlaubnis tatsächlich das, was eine normale Affäre oder Freundschaft plus oder sogar Liebe mit Sex von einer „Beziehung“ unterscheidet. Betrachten wir das Ganze mal von beiden Seiten, sowohl den vorgeblich dominierenden negativen Effekt als auch den Positiven. Negativ, wenn man vom anderem etwas gefordert kriegt, ist vor allem erst mal, dass es unangenehm ist.
Sonst müsste er es im Normalfall ja nicht fordern. Man fühlt sich eventuell in seiner Freiheit eingeschränkt, wenn es allzu oft wird oder die Prioritäten sehr ungleich sind. Das war es dann eigentlich auch schon an Nachteilen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gibt es allerdings jede Menge Bedenken, die uns schnell klar machen, dass das Gerede von der „Freiheit des anderen“ im Grunde nur eine Fassade ist.
Einmal ist da das uralte weibliche Argument: Wenn wir wirklich Seelenverwandt wären/es wahre Liebe wäre/er sich wirklich um ich kümmern würde/beliebige andere Phrase, dann WÜSSTE er was ich will bzw. würde es von SICH aus tun. Ich dachte eigentlich immer, ich bräuchte nicht zu erklären wie hirnrissig das ist, aber gerade wenn diese Phrase nicht von jemand anderem kommt, sondern von einem selbst, scheint das wohl auf einmal nicht mehr so offensichtlich zu sein. Daher werde ich das hier trotzdem ein bisschen ausführen.
Erstens mal ist es totaler Schwachsinn vom Partner zu verlangen, dass er Gedanken lesen kann. Punkt aus. Wenn du ihm nicht sagst, was du willst, wie soll er dann wissen was du brauchst und möchtest? Selbst wenn dein Partner es halbwegs kann: Das ist total umständlich und kompliziert!
Das ist wie von dem neuem Angestellten verlangen, dass er sich doch bitte ohne Einarbeitung zu recht finden soll, wenn er denn der wirklich RICHTIGE ist für die Firma. Klar kann es sein, dass er es schafft und vermutlich findet er eine Lösung, wie man ein Protokoll richtig anlegt – nur dass er sich vermutlich eine Woche Arbeitszeit gespart hätte und damit auch der Firma, wenn man ihm gezeigt hätte dass es dafür ein simples Tastenkürzel gibt. Genauso ist es mit dem Wunsch der andere solle doch einfach wissen was man will.
Solche Albernheiten wie Seelenverwandtschaft außen vor gelassen, bedeutet es schlicht und ergreifend: „Ich bin zu blöd oder zu schüchtern dir zu sagen was ich will und deshalb musst du es erraten, ohne dass ich dir jemals Hinweise gebe, ob du gerade richtig oder falsch liegst. Natürlich wäre es viel einfacher, wenn ich es dir einfach sagen würde und wir würden uns viele Missverständnisse und Streitereien sparen, in denen du dachtest ich will etwas, weil ich in dem Moment gelacht habe und du dachtest das bezog sich auf das, was du gemacht hast.
Aber das ist mir meine Illusion, dass du der perfekte Partner bist schon wert. Du musst für mich also nicht nur perfekt sein, ich will von deinen Bemühungen und Anstrengungen mir zu genügen auch einfach überhaupt nichts wissen!“ Das ist ja mal ein total egozentrischer Scheißdreck.
Ein weiteres Argument auf der Einforderer-Seite für den Individualismus ist die Idee, den anderen nicht einschränken zu wollen. Man selbst denkt in etwa, dass jeder Mensch für sich selbst bestimmen muss was er will.
Wenn er eben etwas anderes will als ich, dann muss ich damit leben oder Konsequenzen ziehen. Dieses Argument ist gerade unter PUlern sehr verbreitet und tarnt sich ganz edelmütig als ein Respekt vor den Meinungen der anderen Menschen. Was aber, wenn der andere Mensch diesen „Respekt“ eigentlich überhaupt nicht will?
Hand hoch! Wie oft wärst du froh gewesen, wenn dir dein Partner einfach mal für den Moment gesagt hätte, was gerade das Beste für dich ist? Wie oft wünschst du dir, wenn du gerade schwach bist einfach mal die Verantwortung abgeben zu können?
Wie oft kommt es vor, dass du zwar etwas willst, aber eigentlich kaum wirklich und deine Meinung mit einer einzigen zusätzlichen Information, wie zum Beispiel, dass jemand der dir wichtig ist etwas anderes will, sofort in eine andere Richtung kippt?
All diese Fälle ignoriert diese Schwarz-Weiß Annahme des freien Willens völlig. Sie geht total naiv und tyrannisch davon aus, dass sich jeder Mensch zu jedem Zeitpunkt klar überlegt hat, was er will. Dass er alle Pros und Kontras kennt und abgewägt hat und noch dazu eisern in seinem Willen und seinen Prinzipien ist.
Diese Annahme könnte von der Realität natürlich kaum weiter entfernt sein. Die wenigstens Menschen haben überhaupt Prinzipien und die wenigen die sie haben, bei denen beziehen sie sich meistens auf Dinge bei denen man sich ohnehin nicht in die Haare bekommt.
Da geht es nicht um so einen Bullshit wie ob man das Wochenende jetzt hier oder dort verbringt oder ob man mal einen Abend gemeinsam feiern geht oder zusammen oder ob auch in der Klausurphase der Partner mal wenigstens eine Stunde Zuwendung verdient hat.
Und tatsächlich wissen nicht einmal viele Menschen was sie wollen, nicht mal konkret, nicht mal bei so simplen Sachen wie was sie morgens anziehen sollen oder welchen Käse sie zum Frühstück essen sollen. So lange es hier eine Balance gibt und nicht einer komplett das Leben des an deren bestimmt, ist es nicht schlimmes sich auch mal an der Hand nehmen zu lassen und einfach zuzulassen, dass man geführt wird. Auch als Mann.
Der letzte Punkt auf der Verlangen Seite, der oft als Negativ angeführt wird, ist vielleicht unbewusst der stärkst: Ich mache mich damit verletzlich. Ja ganz Recht. Denn wenn ich von dem anderem etwas will, und das sogar – oh Schreck! – sage, dann nehme ich bewusst das Risiko in Kauf, dass er es vielleicht trotzdem nicht tun will.
Ich gebe ihm Macht darüber zu bestimmen, ob ich mir wie eine Hanswurst vorkomme oder zufrieden bin, dass ich eine harmonische Partnerschaft führe. Ich zeige ihm sogar, dass ich überhaupt etwas will, das mir irgendetwas wichtig ist, ja oft sogar, dass ich mich schwach fühle und eine Kleinigkeit, die der andere doof findet oder nicht mal versteht, für mich einfach wichtig ist.
Und auch hier ist die Gegenantwort eigentlich wieder fast zu offensichtlich um sie weiter auszuführen: Ja und? Was zur Hölle soll daran so schlimm sein? Ich gehe doch in erster Linie keine Partnerschaft mit jemandem ein, von dem ich ausgehe, dass er mich mutwillig verletzt. Gerade das ich mich verletzlich zeigen kann und mache, gerade genau das macht doch, dass man sich beim anderem auch angenommen und geborgen fühlen kann.
Abgesehen davon: Natürlich gibt es ein Risiko, natürlich ist das eine Kommunikationshürde. Aber warum sollte ich diese Angst, diese eigentlich sogar Unfähigkeit sich schwach zu zeigen über die Bindung mit meinem Partner stellen? Sollte ich nicht, wie zu jedem Zeitpunkt in meinem Leben, sagen dass ich dieses Problem als meine eigene Angst anerkenne und es demzufolge viel mehr mein Problem ist, als das meines Partners?
Kommen wir, nachdem wir die negativen Argumente mehr oder weniger auseinander genommen haben nun zu den positiven Argumenten. Was ist positiv daran, wenn von mir etwas eingefordert wird? Nun ich lerne zu aller erst mal meinen Partner besser kennen.
Ich weiß dann, dass ihm etwas wichtig ist, was ich nicht auf dem Schirm hatte und kann diese Erfahrung nutzen, um in Zukunft besser mit ihm umzugehen. Ich weiß, dass er bereit ist mir seine schwache Seite zu zeigen und glaube mir das ist einfach unglaublich herzerweichend und süß.
Manchmal kann es sein, dass mein Partner einfach in etwas Recht hat und dadurch, dass er von mir einfordert endlich mit dem zocken aufzuhören oder mich nicht mehr jeden Tag zwei Stunden zu schminken, kann ich vielleicht auf einen wichtigen Fehler hingewiesen werden, den ich sonst nicht bereit wäre „neutral“ zu betrachten.
Zudem kann ich mich dadurch auch gebraucht fühlen und kriege ein wenig mehr Sicherheit nicht ersetzbar zu sein. Nicht zuletzt tue ich vielleicht auch einfach gerne etwas für meinen Partner, einfach nur weil es mich freut ihn glücklich zu machen.
Was ist alles positiv daran, wenn ich etwas einfordere? Ich gebe meinem Partner so eine Möglichkeit zu lernen, was ich will und besser auf mich eingehen zu können. Ich zeige ihm, dass ich bereit bin auf sein Leben einzuwirken und für meine Entscheidungen und Wünsche auch die Verantwortung zu tragen und vor allem dazu zu stehen.
Ich beuge jede Menge Missverständnisse vor, in denen mein Partner mich vielleicht sonst verletzen würde, einfach weil er nicht im Kopf hatte, dass ich gerade etwas Spezielles von ihm brauche.
Ich erzeuge auch ein Feedback, denn dadurch, dass ich von ihm etwas einfordere, fühlt er sich auch dazu bemächtigt andersrum mal etwas von mir einzufordern und steht so im optimalem Fall auch eher zu seinen eigenen Wünschen und formuliert diese klar und offen.
Zusätzlich stärkt es die Bindung und das Vertrauen zueinander, denn wenn ich erkenne, dass der andere mir Priorität einräumt, bin ich eher geneigt über Kleinigkeiten, wie mal irgendetwas vergessen zu haben, nicht gleich als Zeichen dafür zu sehen, dass ich dem anderem nicht wichtig bin. Ich entkopple mich und meinen Partner dadurch sozusagen von der ständigen Beweislast den anderen auch „wirklich“ zu lieben und entspanne so die Beziehung deutlich.
Außerdem macht es die Partnerschaft widerstandsfähiger gegen außen Einflüsse, die die Partnerschaft nicht befürworten, denn dadurch, dass immer klar ist, dass man sich von dem anderem beeinflussen lässt, braucht man eigentlich selten Angst haben, dass der Partner einen fallen lässt, nur weil sein bester Kumpel einen selbst für ein Miststück hält.
All diese Punkte sind deutliche Argumente für die Praxis sich gegenseitig mehr Einfluss aufeinander einzuräumen, aber wenn alles so einfach ist, warum steht dieser Punkt dann unter Fortgeschritten? In diesem Fall weniger weil dieser Punkt so von der Situation abhängig wäre, sondern mehr weil er extrem leicht falsch zu verstehen ist.
Priorität einfordern können bedeutet nicht, dass ununterbrochen tun zu müssen. Es bedeutet auch nicht, dass man dem Partner seine Kontakte oder Hobbys kaputt zu machen versucht. Oder gar sein ganzes Leben zu dominieren. Kommen wir daher zum nächsten Punkt:
Freiheit geben
Dieser Punkt stellt quasi eine Anti-These zum vorherigen dar. Während es wichtig ist zueinander zu stehen und gegenseitig klar zu machen, dass man durchaus auch mal etwas für den anderen tun kann und das kein Beinbruch ist, sondern die Beziehung sogar noch stärkt, ist es auf der anderen Seite ziemlich nervig jemanden als Partner zu haben, der einen ständig kontrolliert.
Dem anderem die Kontrolle über sein Leben zu geben beinhaltet nämlich auch das Vertrauen, dass dies nicht ausgenutzt wird. Wenn mein Partner ständig möchte, dass ich den Abend mit den Jungs absage, weil sie zum fünfzigstem Mal Migräne hat, dann ist irgendwann Schluss. Damit es zu genau so etwas nicht kommt, ist es wichtig, dass sich beide gegenseitig Freiheiten zugestehen und das „restliche Leben“ des Partners respektieren.
Das bedeutet, dass ich immer wieder darüber reflektiere, ob das, was mein Partner da gerade tut und was ich als vielleicht unwichtig ansehe, wirklich so unwichtig für ihn ist und ob es nicht sein kann, dass gerade diese Kleinigkeit für ihn doch viel bedeutet.
Vielleicht braucht es mein Partner einmal im Monat mit ihren Freundinnen abzuhängen und dort nach Herzenslust über Männer abzuhetzen und obwohl man die Freundinnen ansonsten nicht mit der Kneifzange anfassen würde, weil die das nämlich scheinbar nicht nur einmal im Monat tun, sondern jeden Tag die Woche, kann es sein dass dieses Ritual wichtig für den Partner ist.
Oder er will einfach ums verrecken nicht auf sein Schnitzel jeden Samstag verzichten, obwohl es doch dieses eine Restaurant gibt, dass nur Samstag offen hat und keine Schnitzel auf der Karte und es doch so PRAKTISCH wäre, wenn er das einfach mal ausfallen lassen würde.Am Anfang gerät man an solchen Punkten immer aneinander, das Wichtige ist aber: Daraus lernen.
Dein Partner braucht im Gegensatz zum gängigem Glauben nicht ständig Freiheit und auch nicht immer. Dann bräuchte er auch keine Partnerschaft. Aber die Dinge in denen er Freiheit benötigt können sich fundamental von den Dingen in denen du Freiheit benötigst unterscheiden.
Wenn man das einmal anerkannt hat, findet man erstaunlich viele gemeinsame Lösungen. Immer wieder höre ich von Leuten zum Beispiel, sie bräuchten „Viel Zeit alleine.“ Ganz ehrlich, eine Phrase die ich lange Zeit überhaupt nicht verstanden habe, weil ich in meinem Leben bisher nie das Bedürfnis hatte „Zeit allein“ zu haben.
Irgendwann ist mir dann klar geworden, dass es bei dieser „Zeit alleine“ hauptsächlich darum geht von niemandem rein gequatscht zu bekommen, weil man Angst hat, dass man sonst nicht mehr „tun könne was man will“. Dahinter steckt also schlicht und ergreifend vereinfacht die Angst sich nicht mehr durchsetzen zu können, die eigenen Wünsche die Zeit so zu verbringen wie man möchte, wenn der andere dabei sei.
Diese Möglichkeit kam mir aus zwei Gründen bisher nicht in den Sinn und wenn ich sie dir erklärt habe, wirst du vielleicht etwas besser verstehen, warum „Freiheit“ eigentlich mehr eine Einstellung als ein Handlungsmuster ist.
Der erste Grund ist: Es kam mir einfach niemals in den Sinn meinem Partner nicht sagen zu können, dass ich gerade nicht angequasselt werden will. Ich habe nämlich durchaus Zeiten in denen ich „allein“ sein will. Ich nehme diese Zeiten nur einfach nicht so wahr, weil ich sie mir schlicht und ergreifend einfach nehme. Gerade bei meinem Partner möchte ich am allerwenigsten ein schlechtes Gefühl haben müssen, wenn ich ihm sage: Du gerade passt es nicht so gut, lass mich mal.
Während andere Menschen absolut gar nicht dazu verpflichtet sind vor meinen Bedürfnissen Respekt zu haben, sollte ich das doch gerade in einer Beziehung nahezu voraussetzen können. Für mich hat das auch überhaupt nichts damit zu tun, wie sehr ich den Partner mag.
Manchmal brauch ich eben einfach Zeit – zum Beispiel um so einen Text wie diesen hier zu schreiben. Andersrum kam es mir aber bisher auch nie in den Sinn meinen Partner zu belästigen, wenn er gerade Zeit für sich braucht. Hier kommt die Verbindung zu dem Punkt, den ich vorher gesagt habe, dass man dafür verstehen muss, dass für den Partner andere Dinge wichtig sind.
Während meine meisten „allein Zeit“ Aktivitäten am Rechner stattfinden, strickte meine Freundin oft. Da ich nie gestrickt habe, hab ich auch überhaupt keine Vorstellung davon, ob man sich dafür konzentrieren muss oder nicht. Aber für sie war dieses Maß an Konzentration eben genau richtig um zu entspannen.
Meine Ex-Partnerin schaute oft Filme, was mir auch irgendwie fremd war, da ich Filme eigentlich so gut wie nie alleine geschaut habe bisher. Dadurch, dass ich also wusste, dass diese Aktivitäten für meine mir lieben Menschen wichtig waren, auch wenn ich sie nicht verstand, lief dass dann meist in etwa so ab:
- „Was willst du machen?“
- „Am liebsten für mich sein. Bisschen stricken oder so.“
- „Okay. Stört es dich wenn ich dabei bin und lese?“
- „Nein, klar mach.“
Und das wars. „Me-Time“ Problem gelöst. So einfach und unkompliziert kann das gehen. Wenn ich stattdessen in der Ignoranz, dass man neben dem Stricken ja auch gut reden kann gesagt hätte: „Ja ja mach du nur.“ und sie nebenbei zu gelabert hätte, mit dem was ich heute so erlebt habe, würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn sie mir das nächste Mal sagt, dass sie mich lieber nicht im Raum hätte. Weil ich eben die Zeit, die sie für sich verbringt nicht respektiert hätte.
Durch diesen gegenseitigen Respekt der Freiheit kann man selbst wenn man 24 Stunden in derselben Wohnung hockt trotzdem nicht das Gefühl haben, vom anderen eingeengt zu werden. Einerseits eben weil man selbst die Sicherheit hat jederzeit die eigene Freiheit einfordern zu können, wenn dies mal nicht von alleine funktioniert.
Andererseits, weil man seinen Partner respektiert und bereit ist ihn „sein Ding“ machen zu lassen, weil man weiß, dass dieser es nicht böse meint, wenn er sich mal in einem Moment nicht mit einem beschäftigen will.
Dieses Freiheiten-Geben-Thema umfasst natürlich noch mehr als nur die Frage, wie man das Problem löst, dass der andere auch mal Zeit für sich braucht. Dazu gehören auch oft Dinge wie Vertrauen oder Privatsphäre oder ein unterschiedliches Mitteilungsbedürfnis. An dieser Stelle stößt ein schriftlicher Guide allerdings leider an seine Grenzen. Diese Dinge können leider nicht „im Allgemeinen“ gelöst werden.
Mir zum Beispiel ist es herzlichst egal ob meine Partnerin meine Emails oder meine Whatsapp Nachrichten liest, weil ich sehr wenig Bedürfnis nach Privatsphäre habe gegenüber Menschen denen ich vertraue. Ich vertraue aber auch, dass wenn sie diese liest, dies eben NICHT tut um mir hinterher zu spionieren, sondern weil eben das Handy gerade rumlag und ihr langweilig war oder sie einfach neugierig war oder sie sich unsicher fühlt in welchem Fall sie mir gesagt hätte, dass sie lesen will was ich mit diesem oder jenem Mädel geschrieben hätte, wonach ich die Nachrichten dann mit ihr zusammen anschauen würde.
Dies ist aber unsere individuelle Lösung und es gibt viele andere. Genauso ist es mit dem Kommunikationsbedürfnis: Manche Menschen wollen gar nicht so genau wissen, was der andere alles macht tagsüber und scheinen sich nicht einmal daran zu stören. Es gilt hier einfach eine Balance zu finden, mit der beide zufrieden sind. Ein Patentrezept gibt es hier leider nicht, sorry.
Immer bereit sein zu gehen/alles aufs Spiel zu setzen
Um eine Beziehung konstant zu halten, muss man immer wieder bereit sein sie zu verlieren. Einer der häufigsten Fehler in Beziehungen mit erheblichem Ungleichgewicht ist es, dass ein Partner versucht dem anderem alles Mögliche Recht zu machen, weil er ihn eben nicht verlieren will.
Dies führt mittelfristig jedoch dazu, dass sich entweder einer massiv unwohl fühlt oder sich die Entwicklungsgeschwindigkeit zu sehr auseinander entwickelt. Sprich der eine Partner weiterhin seine Ziele und Träume verfolgt, während der andere nur noch hinterher stolpert.
So etwas macht beide Partner irgendwann fast sicher unglücklich und ist daher zu vermeiden. Um so etwas zu vermeiden muss man aber zu jedem Zeitpunkt bereit sein die Beziehung zu beenden, sollten sich unüberwindbare Hindernisse auftun.
Gerade durch diese Bereitschaft gibt es diese Hindernisse allerdings selten, denn durch die Bereitschaft sich auch in Konfrontation mit dem Partner zu begeben, können viele Konflikte erst gar nicht lange schwelen um dann schließlich explosionsartig zu eskalieren, sondern man kann sich schon früh aufeinander abstimmen und schauen wie man einen gemeinsamen Weg findet.
Dieser Punkt ist kein Gegensatz zu dem Punkt „Beziehung in Frage stellen als Kriegsmittel ist Tabu“, denn es ist ein Unterschied, ob ich die Beziehung anzweifle und dies als Mittel im Konflikt nutze oder einfach tatsächlich grundsätzlich die Bereitschaft habe die Beziehung zu verlieren wenn – und nur dann – es eben unüberwindbare Konflikte gibt.
Das eine soll den Partner davon abhalten, bestimmte Themen aufzubringen und ihn unsicher machen bezüglich meiner Loyalität. Das andere ist, den Partner auf Augenhöhe haben wollen und nicht bereit sein, sich mit faulen Kompromissen zufrieden zu geben, die man eigentlich ausdiskutieren oder sonst wie klären müsste.
Oft ergibt sich aus dem Konflikt, den man sich traut einzugehen, weil man grundsätzlich immer bereit ist auch die „schlimmste“ Konsequenz aus dem Konflikt zu tragen, ein neuer gemeinsamer Weg oder noch viel öfter hat es sich einfach um ein Missverständnis gehandelt, dass einen in Zukunft nun nicht mehr belästigen wird.
Im Grunde geht es bei der ganzen Bereitschaft die Beziehung aufs Spiel zu setzen eigentlich nur um eine etwas theatralische Form von: „Ich gehe Konflikten nicht aus dem Weg, auch nicht wenn ich mir unsicher bin, ob sie sich überhaupt lohnen.“ Und um das klar zu haben, muss man eben das Selbstbewusstsein haben sich im allerschlimmsten Fall tatsächlich vom Partner trennen zu können.
Es ist allerdings auch wichtig, dass auch der Partner diese Bereitschaft hat, denn schließlich gibt es immer Konflikte die eher nur von einer Seite gesehen werden bzw. wenn nur einer immer bereit ist seine Meinung auch mal durch zu streiten, gibt es letztlich doch wieder das oben genannte Ungleichgewicht.
Nicht immer führt ein Konflikt natürlich sofort zu einem neuen gemeinsamen Weg. Manchmal muss der neue gemeinsame Weg auch tatsächlich hart zusammen erarbeiten werden. Aber auch dies ist möglich, womit wir zum nächsten Punkt kommen:
Co-Entwicklung betreiben und einfordern
Gerade wenn man tatsächlich vor hat, eine längerfristige funktionierende Beziehung zu führen, kommt man irgendwann an den Punkt, an dem es einfach schwierig wird die Spannung weiter aufrecht zu erhalten.
Gerade wenn sich beide in der Anfangszeit sehr aufeinander konzentriert haben und ihre Hobbys vernachlässigt, ist jetzt quasi eine Umorientierungsphase angesagt. Und wie das nun mal so ist wenn sich auf einmal zwei Menschen wieder anfangen zu bewegen, ist es sehr gut möglich dass sie sich ziemlich schnell voneinander wegbewegen und ab da getrennte Wege gehen.
Daher ist es ratsam sich Dinge zu überlegen, für die man unabhängig von der Beziehung dennoch gemeinsam brennt. Das kann eine Sportart oder Sport im allgemeinen sein, dass kann eine Motivation oder ein Ziel sein oder eine Herausforderung, die man zusammen angehen möchte. Die klassischste Herausforderung sind wohl Kinder und nicht umsonst versuchen viele Paare mit Kindern ihre Beziehung zu retten.
Das Ding ist aber eben, es muss etwas sein was beide wirklich wollen und wo beide bereit sind sich zusammen mit dem anderem zu entwickeln. Kinder eigenen sich deswegen eher schlechter, weil sie in dem Sinne kein „freies Experimentierfeld“ sind oder zumindest eigentlich nicht sein sollten. Zudem ist eine bröckelige Beziehung, in der bereits so einiges an Grundlagen nicht stimmt, mit diesem eher fortgeschrittenen Ansatz natürlich auch nicht mehr zu retten.
Daher sollte man am besten vor Ablauf der drei hormongeladenen Anfangsjahre irgendeine Form entdeckt haben, gemeinsam Dinge anzugehen und ohne den anderen zu sehr unter Druck zu setzen in die gleiche Richtung blicken zu können.
Dazu kann es allerdings auch mal gehören, dass man von seinem Partner eben einfordert, dass er sich überhaupt für das interessiert für was man selbst brennt und selbst auch bereit ist sich auf die Leidenschaften des Partners einzulassen.
Das bedeutet, ich sollte mich von vornherein nicht damit zufrieden geben in einer Beziehung „stehen zu bleiben“, also besagter Hobby- und Interessenverlust zu Beginn einer neuen Beziehung, mich gleichzeitig aber auch nicht damit zufrieden geben, wenn mein Partner dies tut – selbst wenn er damit zufrieden scheint.
Aus dem Stillstand heraus eine gemeinsame Bewegung zu entwickeln ist viel schwieriger als die ständig vorhandene Bewegung in einem permanenten Prozess aufeinander abzustimmen und gemeinsam zu gehen.
Es ist für euch tatsächlich enorm wichtig, dass ihr diese Gemeinsamkeiten und vor allem eben diese FORM Gemeinsamkeiten zusammen zu entdecken und zu verfolgen, innerhalb der ersten drei Jahre entdeckt und auch zusammen pflegt.
Ansonsten ist es fast sicher, dass ihr euch danach trennen werdet – weil ihr eben einfach nichts gemeinsam habt. Ihr könnt die ersten drei Jahre quasi als hormonellen Vorschuss betrachten, den euch Mutter Natur gegeben habt, bis dahin müsst ihr eine solide Basis aufgebaut haben um ohne ihn auszukommen 😉
Ich möchte hier nochmal kurz betonen, dass es vor allem um die Art und Weise geht gemeinsam Dinge zu verfolgen. Es ist völlig akzeptabel, wenn jeder seine eigenen Dinge hat die er gerne tut – es ist nicht akzeptabel sich für diese Dinge des Partners nicht zu interessieren und auch nicht akzeptabel nicht eine einzige Sache zu haben, die ihr gemeinsam gerne tut.
Genauso ist es andersrum natürlich nicht in Ordnung wenn dein Partner sich nicht dafür interessiert was du so tust. Vielleicht fällt dir wenn du das gelesen habt das erste Mal auf, dass du eigentlich nicht viele gemeinsame Hobbys oder dergleichen mit deinem Partner hast – das macht nichts!
Erstens kann man so etwas finden und zweitens ist viel wichtiger als ein gemeinsames Hobby eben ein gemeinsames Ideal, für das man zusammen Feuer und Flamme ist und über das man sich austauschen kann. Bei mir ist das zum Beispiel lange Zeit die Form der offenen Beziehung an sich gewesen, mittlerweile ist es eher die Politik. Damit kommen wir zum nächsten Punkt:
Gemeinsame Ideale
Wenn du hoffentlich einen starken gleichberechtigten Partner an deiner Seite hast, werdet ihr irgendwann zu dem Punkt kommen, an dem ihr euch auch über eurer gemeinsamen Ideale austauscht. Dieser Punkt wird in Standard-Beziehungsratgebern für gewöhnlich völlig ausgelassen und ignoriert, weil die meisten Menschen überhaupt keine Ideale haben und immer noch der Irrglaube vorherrscht, die Liebe könne alles überwinden.
Das ist natürlich Quatsch, es gibt eine ganze Menge Einstellungen, die die Liebe nicht überwinden kann. Daher solltest du den Idealen deines Partners von Anfang an gut auf den Zahn fühlen (siehe „Immer bereit sein zu gehen/alles aufs Spiel zu setzen.“) um nicht irgendwann unangenehm überrascht zu werden.
Lass dieses Ding, das dich irgendwie nervt oder stört nicht einfach auf sich beruhen. Hinterfrag es, schaut nach was genau dahinter steckt, diskutiert zusammen. Sei natürlich auch bereit deine eigenen Ideale zu verteidigen und sie, sollte der andere überzeugende Argument haben, zu ändern.
Nur mit dieser grundsätzlichen Bereitschaft deine Meinung auch selbst zu ändern, kannst du von deinem Partner das Gleiche erwarten. Diese Bereitschaft sich gegenseitig zu beeinflussen und die Meinung auf den offenen Prüfstein zu legen, ist für mich einer der Hauptdinge, die eine Beziehung von einer Freundschaft Plus unterscheidet.
Wenn irgendjemand den ich kenne und mag zum Beispiel vegan oder vegetarisch ist, ist mir das ziemlich Schnuppe. Ich habe meine Meinungen dazu und erwarte nicht wirklich etwas Neues zu hören, auch wenn ich natürlich bereit bin mich überzeugen zu lassen, sollte es doch etwas geben womit ich nicht gerechnet habe.
Wenn meine Partnerin aber vegan oder vegetarisch ist, stelle ich diese Sichtweise auf den Prüfstein – mit meiner eigenen Meinung als Einsatz. Ich lasse dann weder meine eigene Reflexabwehr gelten, noch lasse ich zu, dass meine Partnerin nur halbherzig versucht mich zu überzeugen sondern will das dann wirklich wissen.
Natürlich könnte man hier argumentieren, dass man so eigentlich in jede Diskussion rein gehen sollte aber ganz ehrlich – das macht keiner, auch wenn das immer wieder behauptet wird. (Meistens wird das behauptet von Leuten, die frustriert sind dass du seine Meinung nicht einfach so übernimmst).
Sowas ist einfach kack anstrengend und deswegen hat es einen guten Grund, warum man sich eben selektiert mit wem man tatsächlich offen diskutiert, insbesondere über Themen bei denen man schon zahlreiche Diskussionen geführt hat.
Wenn du die Diskussionen auf diese Weise führst, wirst du sehr schnell feststellen, ob du grundsätzlich vom allgemeinen Menschenbild und der Grundidee deiner Ideale kompatibel bist. Mal ein Beispiel: Es kann zum Beispiel sein, dass dein Partner Mitglied in einer Studenten-Verbindung ist und du erzlinks bist.
Ein offener Austausch darüber kann offenbaren, dass sowohl in der Mitgliedschaft, als auch in deinem heftigen Misstrauen gegen Verbindungen, letztlich die gleichen Ideen und Ideale dahinter stecken. Dann kommt es darauf an, ob einer vielleicht etwas falsch gesehen hat oder zu viel oder zu wenig simplifiziert wurde oder ob man vielleicht sogar beide Richtungen für das Voranbringen des gemeinsamen Ideals parallel nutzen kann.
An diesem Beispiel wird auch deutlich warum man das selektiv machen sollte – ganz bestimmt nicht fange ich deswegen an mit einem dahergelaufenem Verbindungstypen darüber zu diskutieren ob Verbindungen geil sind oder nicht. Die eigenen Vorurteile dazu haben einen sehr guten Grund und bestätigen sich in den allermeisten Fällen.
Zudem fehlen hier einfach schon die persönliche Basis und die Bereitschaft zuzuhören auf der Gegenseite um hier raus irgendetwas anderes zu ziehen, als eine weitere Festigung deiner bereits vorhandenen Meinung. Hier auszuarbeiten, ob die Grundideale nicht vielleicht doch ähnlich sind, ist einfach verschwendete Zeit, da man ohne enge Bindung kaum Möglichkeiten hat, an diesen etwas zu ändern, sollten sie wie erwartet eben nicht ähnlich sein.
Und wer weiß: Vielleicht entdeckst du durch die unterschiedliche Herangehensweise an eine Sache mit den gleichen dahinter steckenden Idealen sogar eine ganz neue Form ein Problem zu lösen. Oder du entdeckst eben, dass dein potenzieller Partner im Grunde seines Herzens ein Misanthrop ist, während du optimistischer Idealist bist. Auch dann ist es besser sowas früher als später zu entdecken und sich keine weiteren Illusionen zu machen, sollte es sich nicht ändern lassen.
Polyamore Beziehungen
Kommen wir zum Schluss noch zu einem wirklich winzigem Exkurs meines Lieblingsthema, der speziellen Unterform der Beziehung, der offenen Polyamorie in Pickupkreisen auch MLTR genannt.
Ehrlichkeit, Ehrlichkeit, Ehrlichkeit
Der Punkt Ehrlichkeit ist in diesem Zusammenhang eigentlich der einzige, den ich noch mal betonen möchte. Alle anderen speziellen Praktiken und Methoden leiten sich mehr oder weniger von diesem Punkt ab.
Während die Ehrlichkeit in einer monogamen Beziehung sicherlich vorteilhaft ist und oft die Beziehung verbessert ist sie in einer polyamoren oder offenen Beziehung nahezu unerlässlich und es gibt eigentlich keine Ausnahmen mehr wie im Falle von monogamen Beziehungen, in denen Ehrlichkeit keine fundamental wichtige Rolle mehr zukommt.
Sie ist deshalb so viel wichtiger, weil das normale sicherheitsgebende „einzigartige“ Element, nämlich die gegenseitig vereinbarte Exklusivität komplett weg fällt.
Es gibt zwar Menschen, die kein „einzigartiges“ Element brauchen um sich jemandem komplett zu öffnen, aber gerade wenn man noch etwas jünger ist und nicht viel Erfahrung hat oder einfach bisher immer anders geprägt wurde, fällt es einem oft erstmal sehr schwer hier loszulassen.
In diesem Sinne kann die komplette Ehrlichkeit zueinander eine Sicherheit ohnegleichen geben. Denn obwohl ich dem Partner nichts mehr verbiete, bleibt mir dadurch, dass ich weiß, dass ich über alles wichtige informiert werde, immer die Möglichkeit frühzeitig einzugreifen oder mich zu melden wenn etwas schief läuft oder ich mich einfach unwohl fühle.
Diese Ehrlichkeit führt dazu, dass die große Angst davor, dass etwas unbestimmtes „schreckliches“ passiert, wenn der Partner sich in jemand anderen verliebt oder mit ihm Sex hat sich nach und nach langsam abbauen kann und man gegenseitig das Tempo und die Methode bestimmen kann, mit der dieser Angstabbau geschieht. Natürlich muss man hier aufpassen, dass man die Ehrlichkeit des Partners nicht ausnutzt um alles zu bremsen.
Wichtig für dich ist nur: Lügen und „verheimlichen“ oder „weglassen“ von Informationen sind schon in einer monogamen Beziehung eine ziemliche Grauzone. In einer MLTR gehören sie meiner Meinung nach zu den Tabus genau wie „Beziehung in Frage stellen als Kriegsmittel ist Tabu“ und „Nicht – Kommunikation ist Tabu“ die man einfach nicht
duldet und nicht dulden darf.
Schlusswort.
Ich hoffe du hattest Spaß beim lesen! Mir ist völlig klar, dass in einem Thema nicht alles zum Thema Beziehung stehen kann, was man dazu sagen könnte. Ich hoffe ich konnte dir trotzdem im einen oder anderen Punkt weiterhelfen und vielleicht ein paar neue Anregungen geben.
Wenn du Fragen oder Verbesserungsmöglichkeiten oder Ergänzungen hast, schreib es in die Kommentare! Sinnloses Geflame, sprich Pauschalaussagen, dass alles Scheiße oder schon bekannt und alt ist was ich sage werden ignoriert.